Diagnose Brustkrebs: Ein Interview über Angst und Hoffnung

Brustkrebs! Eine Schockdiagnose für jede Frau, auch für Paula Ellerbrock, als sie vor drei Jahren nach einer Routineuntersuchung erfährt, dass bei ihr ein Mammakarzinom entdeckt wurde. Damals ist sie gerade einmal 30.

Paula Ellerbrock spricht mit uns über die schwierigste Zeit in ihrem Leben und wie sie es geschafft hat, nie den Mut zu verlieren.

Paula, Diagnose Brustkrebs. Was war deine erste Reaktion?

Es kam für mich sehr unerwartet. Ich bin ein lebensbejahender, optimistischer Mensch und so hielt ich es auch, als ich den Knoten ertastete und zum Arzt ging. „Es wird schon nichts sein“ redete ich mir ein. Als ich dann die Diagnose Brustkrebs bekommen habe, ist mein Optimismus allerdings in sich zusammengesackt. Wenn man hört, man hat Krebs, kennt man noch nicht das Stadium, weiß also nicht, ob man am Anfang der Erkrankung steht oder am Ende. Das ergeben erst die Untersuchungen danach. Unter Umständen vergehen Tage. Das war sehr schlimm. Denn ich wusste nicht, an welche Stelle ich die Hoffnung, die ich trotz allem in mir trug, platzieren sollte – und ob es überhaupt Platz für sie gab.

Du bist jung erkrankt. Wie wurde die Krankheit festgestellt?

Ich spürte einen golfballgroßen Knoten in der Brust. Da war ich 30 Jahre alt. Ich bin zum Arzt, aber es war nur eine Vertretung da. Es wurde bei einem Ultraschall eine Zyste festgestellt, die ich in sechs Monaten kontrollieren lassen sollte. Das Ganze löste Unbehagen in mir aus. Obwohl ich wirklich nicht gerne zum Arzt gehe, habe ich mir bei „meinem“ Gynäkologen einen weiteren Termin geben lassen. Er untersuchte mich erneut und schickte mich weiter zur Stanzbiopsie. Anhand des untersuchten Tumormaterials bekam ich dann die gesicherte Diagnose: keine Zyste, sondern Krebs.

Wie war deine Prognose?

Zunächst sah es vielversprechend aus: keine Metastasen, keine befallenen Lymphknoten und meine körperliche Verfassung war gut. Mein Tumor wuchs schnell, was eine gute Voraussetzung für die Chemotherapie ist. Leider zeigten die ersten Substanzen keine Wirkung und ich wurde operiert. Aber auch der zweite Aufschlag zeigte keinen Erfolg. Unter laufender Chemotherapie kam der Krebs zurück, noch aggressiver. Hier war die Prognose schon deutlich schlechter. Mit einem Psychologen und meinen Ärzten wurde ich auf ein mögliches „Worst-Case-Szenario“ vorbereitet, in dem es darum ging, meine Wünsche zu verfassen, wenn ich selbst nicht mehr in der Lage sein sollte.

Hattest du Angst, den Kampf zu verlieren?

Ja. Glücklicherweise war aber die Hoffnung immer größer als die Angst.

Du bist Mutter eines 6-jährigen Sohnes. Wie hast du ihm beigebracht, dass Mama krank ist?

Das gehörte zu meinen größten und schwersten Aufgaben, die mich noch heute in tiefe Demut versetzen. Wie erklärt man kindgerecht die Krankheit Krebs, ohne die eigenen Ängste auf das Kind zu übertragen? Wir haben uns entschieden, situativ und schrittweise Informationen weiterzugeben. Wir wollten unseren Sohn teilhaben lassen, ohne unseren Familienalltag zu gefährden. Krebs hatte Platz darin – aber auch Wäsche waschen, Kindergarten, Verabredungen, der geschmückte Weihnachtsbaum, Abendbrot und Zähne putzen. Es klingt absurd, aber wir versuchten Normalität in einen Ausnahmezustand zu bringen.

Stichwort: Normalität im Ausnahmezustand… Du hast während der Chemotherapie geheiratet.

Mein Mann und ich sind seit 12 Jahren zusammen, haben eine Familie gegründet und lieben uns. Das Thema Hochzeit kam immer wieder auf den Tisch und genauso oft haben wir es wieder verworfen. Nach der Diagnose Brustkrebs fühlte es sich irgendwie richtig an. Plötzlich ging es nicht nur um die Liebe. Auch pragmatische Gründe spielten eine Rolle: Informationsaustausch mit Ärzten, finanzielle Absicherung. Es machte uns Hoffnung einander sagen zu können: „Wir wären jetzt bereit für die guten Zeiten.“ Und unter uns: Ich wollte auch ein letztes Mal meine langen, schönen Haare in einer Hochsteckfrisur gebunden wissen. Am Abend meiner Hochzeit begann dann der Haarausfall.

Du hast dich dazu entschieden, deine Erfahrungen öffentlich zu teilen, auf deinem Blog „Paulinapaulette“ und über Social Media. Was ist deine Motivation?

Ich hatte nie die Absicht, über private Dinge so öffentlich zu sprechen. Ich fühlte mich mit der Diagnose Brustkrebs sehr einsam. Einsam und vom Schicksal gelinkt. Ich habe mir von Herzen jemanden gewünscht, mit dem ich mich austauschen kann. Jemand, der in derselben Situation steckt wie ich. „Mach doch Social Media“, meinte meine kleine Schwester. „Vielleicht musst du niemanden finden, vielleicht musst du gefunden werden.“ Ich probierte es aus. Zuerst entstand der Instagram Account, später folgte der Blog. Und so kam es, dass ich anfing, meine Geschichte zu erzählen und tatsächlich fand ich Frauen und Männer, Angehörige und Eltern. Es tat sich eine ganze Community auf, die während meiner Erkrankung eine große Stütze gewesen ist.

Seit kurzem machst du auch einen Podcast

Meine Freundin und Wegbegleiterin Alexandra und ich standen kurz vor der Wiedereingliederung in unsere Jobs. Aus unseren Blogs wich der Krebsalltag. Unsere Geschichten schienen erzählt und trotzdem war über das Thema Krebs noch nicht alles gesagt. Wir brauchten eine neue Plattform und haben sie mit dem Podcast gefunden. Wir waren überrascht von den vielen offenen Türen, die wir eingelaufen sind, und freuen uns über die Resonanz von Betroffenen und gesunden Menschen.

Wie geht es dir heute?

Ich dachte, dass Leben nach Krebs gleichzeitig bedeutet gesund zu sein. Ich musste lernen, dass es nicht so ist. Zahlreiche Nebenwirkungen und Verletzungen begleiten mich. Ich habe gelernt, mein „altes“ Leben nicht zu vermissen, sondern mir ein neues zu gestalten und Möglichkeiten zu nutzen. Da stehe ich jetzt und bin glücklich. Ich bin durch die Erkrankung anders geworden und ich mag mich dabei. Dankbarkeit, Demut und Lebenslust sind meine Begleiter geworden. Ich versuche, das Leben aus einer Perspektive zu sehen und zu genießen.

Was möchtest du nach deiner Erfahrung anderen Frauen mitgeben?

Denkt nicht ständig daran, welche Krankheiten euch widerfahren könnten, sondern genießt jeden einzelnen Tag. Reue ist ein schwerer Begleiter in einer Krise. Lebt, liebt, tanzt barfuß durch das Gras und schmeißt Konfetti, wann immer es passt. Denkt trotzdem daran, auf euch zu achten, eure Brüste regelmäßig abzutasten und Dinge, die euch verdächtig erscheinen, mit dem Arzt zu besprechen. Und wenn es doch passiert und euch etwas unerwartet den Boden unter den Füßen wegreißt (es muss ja nicht immer gleich Krebs sein) – man kann Krisen überwinden. Schritt für Schritt.

Nicht vergessen: Regelmäßiger #Boobcheck!

Paulas Geschichte zeigt, wie wichtig Vorsorge ist. Deshalb taste dich ab! Eine ausführliche Anleitung findest du hier.


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