Hör nie auf zu kämpfen – Yvette HER STORY

Yvette ist eine Kämpferin. Sie war noch keine 30 als sie als junge Mutter die niederschmetternde Diagnose Brustkrebs im Endstadium bekam. Sie hat den Kampf gewonnen, aber nicht ohne Narben und Blessuren: ihre Brust konnte nicht erhalten werden. Aber trotzdem strahlt sie auf den Bildern eine unglaubliche Weiblichkeit und Stärke aus.

Und ein kleines Wunder gab es noch oben drauf: obwohl nach der Erkrankung Yvette jeder die Hoffnung auf ein weiteres Kind genommen hat, wurde sie nochmal Mutter von einer bezaubernden, kleinen Tochter.

Yvette, damit dich unsere Leser ein bisschen kennenlernen: Erzähl uns etwas über dich. Woher kommst du, wie alt bist du, wer gehört zu deiner Familie?

Yvette: Ich heiße Yvette. Ich bin am 02.02.1985 in Leverkusen geboren. Ich habe eine eigene kleine Familie mit 2 Kindern, einen Sohn (6), eine Tochter (15 Monate), und meinem Mann.

Meine Eltern haben sich getrennt als ich 2 war. Ab meinem 2. Lebensjahr wuchs ich bei meinem Papa auf, der das alleinige Sorgerecht hatte. Bis zu meinem 9. Lebensjahr hatte ich sporadischen Kontakt zu meiner Mutter, den ich dann irgendwann von selbst beendet habe.

Das Leben, das ich bei meinem Papa hatte, war nicht wirklich schön. Ich habe nur schlechte Erinnerungen daran. Mein Papa hatte nochmal neu geheiratet. Als ich 4 oder 5 war, ist er mit seiner – heute Ex-Frau – zusammengekommen. Diese Frau hat mir das Leben zur Hölle gemacht. Ich habe mehr Prügel als Essen oder Trinken erhalten. Fast jedes Wochenende, wenn mein Papa von Samstag bis Sonntag seinem Hobby, dem Angeln, nachging, wurde ich in meinem Zimmer eingesperrt, und habe teilweise mehrere Tage weder was gegessen noch getrunken. Ich durfte auch nicht auf die Toilette gehen. Ich habe mir eine Ecke gesucht in meinem Zimmer, die ich dazu verwendet hatte, oder einen Behälter meiner Spielzeuge, die ich hatte. Ich wurde gegen die Wände mit dem Kopf geschlagen, so dass ich Löcher im Kopf davontrug, mit Gehirnerschütterungen, welche „auf ihre Weise“ behandelt wurden. Ich lebte in meiner „eigenen Welt“. Ich hatte keine Freunde. Ich lebte zurückgezogen. Und habe immer nur gebetet, dass ich bald erwachsen bin, um abzuhauen.
Bis ich 14 war, habe ich dieses Leid über mich ergehen lassen. Bis meine damals beste Freundin zu mir in den Ort zog. Der ich mich anvertraute. Ganz oft bin ich abgehauen von zu Hause. Habe mich bei ihr versteckt. Aber es wurde auch nie nach mir gesucht. Ohne sie, würde ich wohlmöglich heute nicht hier sitzen.
Mit 16, als ich mein Abschlusszeugnis in der Hand hatte, bin ich mit dem, was ich an meinem Leib hatte, zu meiner Oma gezogen. Mein Papa dachte, ich bleibe nur die Ferien da, und als sie um waren, habe ich ihm gesagt, dass ich hierbleibe. Meine Oma wusste zwar nicht alles, aber ansatzweise, was zu Hause los war, und hatte sich dafür eingesetzt, dass ich dort eine Ausbildung anfange und versuche „ein geregeltes Leben“ zu führen.

Leider ist das ein Abschnitt in meinem Leben, den ich nie vergessen kann. Auch heute noch habe ich Alpträume, welche mich an diese Zeit erinnern. Am meisten ärgert es mich, dass mein Papa die Augen verschlossen hat. Ich habe ihm mehrfach versucht zu sagen, was sie mit mir macht. Es hieß immer, er kann seine 3 Kinder nicht im Stich lassen. Mich, seine Tochter, hat er schon im Stich gelassen. Ich sage immer, ich bin unter keinem guten Stern geboren. Das Gefühl nie erwünscht gewesen zu sein. Noch heute mache ich das meinem Papa immer noch zum Vorwurf. Und deswegen habe ich zu ihm auch kein gutes Verhältnis.
Die Ärzte haben mal gefragt wie meine Kindheit so verlaufen ist, als diagnostiziert wurde, dass der Krebs weder genetisch noch hormonell bedingt entstanden ist. Ich vermute bis heute, dass der Krebs durch die seelischen Schmerzen entstanden ist. Der Spiegel meiner Seele.

Wie hast du deinen Mann kennengelernt?

Yvette: Meinen Mann habe ich durch meinen besten Freund kennengelernt. Er war damals der Chef meines Mannes. Mein Mann hat früher als KFZ-Mechatroniker gearbeitet, bevor er zur Berufsfeuerwehr ging.

War schon immer klar, dass ihr Kinder wollt und habt ihr schnell Kinder bekommen?

Yvette: Da muss ich bisschen ausholen:
Im Mai 2012 hatte ich eine Not-OP. Ich hatte eine sehr vorangeschrittene Endometriose, die schon in den Bauchraum gewachsen war. Zu dem Zeitpunkt war ich seit Jahren in einer anderen Beziehung. Das Ende vom Lied war, dass ich über eine Gebärmutterentfernung nachdenken sollte oder aber Tabletten nehmen, die mich in die Wechseljahre versetzen. Die Nebenwirkungen waren gruselig. Demnach entschied ich mich nach seeeeeehr langem, tränenreichen Hin und Her, für die Entfernung meiner Gebärmutter. Die Beziehung ging daran zu Grunde. Sie war schon kaputt, aber das war das Tüpfelchen auf dem i.

Durch den damaligen Besuch meines besten Freundes kam es dann dazu, dass mein Mann zu dem Zeitpunkt mein Fels in der Brandung wurde. Ich kannte ihn schon länger. Demnach war es Liebe auf den 2. Blick.
Im September 2012 kamen mein Mann und ich dann offiziell zusammen. Weil es so neu und aufregend war, verschob ich die OP in den Januar 2013. am 06.12.2012 erfuhr ich durch einen ganz kuriosen Zufall, dass ich in der 6. Schwangerschaftswoche war. Danach haben wir immer ein 2. Kind haben wollen.

Dann bekamen wir im Oktober 2014 die Diagnose Brustkrebs im Endstadium. Und der Kinderwunsch wurde uns genommen. Man hatte uns auch die Hoffnung genommen. Man sagte zwar wir könnten Eizellen entnehmen und einfrieren lassen, aber die Uhr tickte, es war schon 5 nach 12. Eigentlich riet man uns davon ab.
Ich bekam die Diagnose am 20.10.2014 und am 27. musste schon die 1. Chemo angetreten werden. Wir wurden natürlich aufgeklärt, dass danach die Chance auf eine Schwangerschaft gleich null ist. Und auch Jahre danach sagte man uns, ich bin in den Wechseljahren, wir sollen das Thema Kinderwunsch abhaken.
2 Tage vor dem 3. Advent 2017, es war ein Freitag, war ich duschen und sah so blaue Äderchen auf der Brust. Wie wenn man gerade einen Milcheinschuss hat. Und ich dachte: „Hä? Das kann doch nicht sein.“ Du bist, ja, kannst doch nicht schwanger sein. Ich hatte meiner besten Freundin davon erzählt und sie sagte, ich soll mir keine Hoffnungen machen, sonst wäre die Enttäuschung zu groß. Da die Periode schon mehrere Male ausgefallen war, wusste ich auch gar nicht, ob ich „drüber“ war oder eben nicht. Ich habe mir dann am Samstag einen Schwangerschaftstest gekauft, und ihn dann früh morgens am 3.Advent gemacht. Und er war sofort positiv. Im Nachhinein war ich an dem Tag in der 2. SSW + 4 Tage.
Mein Sohn hat sich immer eine Schwester gewünscht. Wir haben ihm aber erklärt, dass er höchstwahrscheinlich keine bekommt. An dem Morgen waren wir zum Brunchen verabredet. Mein Mann sollte da direkt vom Dienst hinkommen. Ich weckte meinen Sohn, weil er zur Oma sollte, er machte die Augen auf und fragte mich voller Euphorie: „Mama, hast du ein Baby im Bauch“? Dabei wusste er gar nicht, dass ich den Test gemacht hatte, und ich sagte ihm: „Ja, aber verrate es nicht Papa“.

Eigentlich ist es ja so, dass man als Mama mit einem kleinen Kind, wenn man mal von Trotzanfällen der lieben Kleinen und anderen Mama-Herausforderungen absieht, in einer kleinen Glücksblase unterwegs ist. Bei dir allerdings hat sich in dieser Zeit Schreckliches ereignet: du hast die Diagnose Brustkrebs erhalten. Wie hast du es bemerkt, dass etwas nicht stimmt?

Yvette: Was heißt, wie ich das bemerkt habe: Ich war einmal bei meinem Hausarzt, da sagte ich ihm, dass ich total fertig bin. Schlapp, kraftlos, müde etc. Er meinte, das wäre normal. Ich habe ja schließlich ein Kind. Wir Mütter sind manchmal so theatralisch und nicht belastungsfähig. Wobei ich eigentlich immer jemand war, der nie gemeckert hat.

Der eigentliche Grund war aber dann mein Mann. Der Kleine war 13 Monate als ich aufgehört hatte zu stillen. Da bemerkte ich einen Knoten in der Brust. Ein paar Tage später auch einen in der Achsel. Da sind bei meinem Mann die Alarmglocken angegangen, weil die Schwester seiner Ex-Freundin damals an Brustkrebs gestorben ist und er das alles miterlebt hat. Er wollte noch am selben Tag, dass ich zur Gynäkologin fahre. Jedoch hatte diese Urlaub.

Ich hatte bis zum Tag der Diagnose blauäugig nie an Krebs gedacht! Alle tippten auf ein Rest Milchsack, der sich gestaut hat. Als ich bei der Gynäkologin war, sagte sie, es ist ein Fibroadenom. Das ist normal. Die Brust ist leer nach dem Stillen. Sie muss sich wieder neu aufbauen. Ich soll mir keine Sorgen machen. Aber damit mein Mann Ruhe gibt, soll ich mal ein Termin im Brustzentrum machen.
Ich wartete 9(!!) Wochen auf einen Termin! Selbst der Hautarzt meinte, Fibroadenom. Alle sagten, die Brust wird noch ein bisschen voluminöser, deswegen dachte ich mir nichts dabei, dass meine Brust immer mehr wuchs. Ein paar Tage vor der Diagnose hatte ich schon Schmerzen in Arm und in der Brust. Die Brust war so prall, dass ich gar keine Brustwarze mehr hatte. Ich hatte nach dem Milcheinschuss bei meinem Sohn ein Doppel-D Körbchen, aber selbst der Still-BH war 2 Nummern zu klein für die Brust, in der ich Krebs hatte.

7 Tage vor dem lang ersehnten Tag bin ich nur ins Krankenhaus, weil ich den linken Arm nicht mehr heben konnte. Wie, als wenn ich ein Eisbein bekommen hätte, oder eine mega-starke Impfung. Ein ganz komisches Gefühl! Das war ein Mittwoch. Die Brust wurde geschallt. Es war aber alles so unspezifisch. Deswegen sollte ich ein Tag später zur Stanzbiopsie kommen. Mit dem Oberarzt aus der Gynäkologie. Was ich auch tat. Der Arzt versicherte mir noch, wenn es was Böses ist, ruft er mich sofort an. Die Stanzbiopsie war so schmerzhaft. Ich habe bitterlich geweint, war aber allein, weil ich dachte: „Ach, das ist nicht schlimm.“ Im Nachhinein habe ich mich geärgert, das Angebot, dass mein Mann mitkommt, nicht angenommen zu haben. Ansonsten sehen wir uns Montag hatte der Arzt gesagt. Er sagte mir aber, ich solle nicht ohne Begleitung kommen. Auch da war ich noch total blauäugig! Der Arzt sagte noch zu mir, dass dieser Befund ihm total Kopfschmerzen macht. Der Tumormaker war negativ, der Knoten war nicht durchblutet, ich hatte Schmerzen, alles sprach gegen den Krebs, aber sein Gefühl sagte was anderes! Er rief nicht an!

Deswegen hatte ich auch nichts Schlimmes geahnt. Am Montag sagte mein Mann: „Egal was der Arzt sagt, fang bitte nicht an zu weinen.“ Wir saßen da. Mein Mann hielt meine Hand. Der Arzt schaute mir nicht in die Augen, sondern sagte nur: „Frau Breker, sie haben ein sehr aggressiv heranwachsendes Mammakarzinom.“ Ich hatte Fragezeichen im Kopf: „Karzinom? Yvette, du kommst aus der Medizin, was war nochmal ein Karzinom?“ Er schaute mich an, sah meine Fragezeichen. In dem Moment sagte er mir: “Sie haben Krebs. Es ist bereits 5 nach 12.“ Danach gingen meine Ohren auf Durchzug. Ich hielt die Hand meines Mannes immer fester. Schluckte mehrmals, aber dieser Kloß, er war so groß im Hals. Ich hatte doch meinem Mann versprochen nicht zu weinen. Ich weiß ehrlich gesagt nichts mehr von dem, was der Arzt danach gesagt hat, ich erinnere mich nur, dass ich vor dem Aufzug zusammengebrochen bin.

Was ging dir durch den Kopf, als du die Diagnose gehört hast?

Yvette: Wie kann es sein das Gott mich jetzt sterben lassen möchte? Nach dem er mir ein medizinisches Wunder geschenkt hat? Warum? Was habe ich falsch gemacht? Mein Kind. Mein Mann schafft das nicht allein. Du bist schon ohne Mama aufgewachsen. Und nun soll mein Sohn das auch?  Das ist nicht fair.

Wie lief das dann von der medizinischen Seite nach der Diagnose? Wie war die Behandlung?

Yvette: 2 Tage später hatte ich dann den Termin im Brustzentrum. Dadurch dass die „Vorarbeiten“ schon im Krankenhaus gemacht wurde, konnte sofort agiert werden. Ich hatte noch am selben Tag mehrere Untersuchungen. Ich wurde komplett auf den Kopf gestellt.

Untersuchungen wie z.B. ein Knochen-Szintigramm und ein Lungen-CT, weil ich immer noch über Schmerzen im Brustkorb klagte und schlecht Luft bekam. Wie als würde jemand auf meinem Brustkorb sitzen und drücken. Der Arzt meinte, dass wir nur lebenserhaltend agieren, sollte ich in der Lunge Metastasen haben. Wir waren von morgens 7 Uhr bis abends 17 Uhr im Brustzentrum. Als wir das Ergebnis vom Lungen-CT erhalten haben, wurden wir in ein Zimmer gebeten. Der Arzt schaute mich an. Er hatte Tränen in den Augen, und sagte mir mit einem Stoß in den Himmel „Die Lunge ist frei“! Da habe ich zum ersten Mal meinen Mann weinen gesehen.
Dieser Moment war für uns der einzige Faden, den wir greifen konnten.

Der Arzt sagte, 50% werden sie an medizinischer Leistung geben! 50% liegt an an mir. Die muss ich geben. Er sagte auch, dass wir die Brust nicht mehr erhalten können. Ich hatte 9 Metastasen diagnostiziert bekommen in der Brust. Der „Mutterkrebs“ war knappe 15 cm groß, der kleinste um die 5 cm Durchmesser. Und bei den anderen 7 war dazwischen alles dabei. Aber deswegen war das von vorne rein klar. Er versicherte mir, wir werden alles Mögliche versuchen, sie wieder gesund werden zu lassen. Aber egal wem man in die Augen gesehen hat, die meine Krankenakte gelesen hatten, dann wusste man, sie wissen, „Du wirst es nicht schaffen“!

Wie gesagt, es war laut seiner Aussage eine 50/50 Sache. Freitag musste ich dann nochmal ins Krankenhaus. Formalitäten unterschreiben. Ich hatte gefragt, ob es möglich ist, die Chemo bei uns im Krankenhaus machen zu lassen, statt im Brustzentrum, da dazwischen knapp 40 km liegen. Das wurde in der Ärztekonferenz abgesegnet.

Ich sollte mir alles genau durchlesen. Ich war ein “spezieller Fall“. Normal wäre gewesen 2-3 Medikamente alle 3 Wochen. Ich sollte 7-9 Medikamente alle 2 Wochen bekommen. 2 Zyklen à 4 Behandlungen. Also insgesamt 8 Chemotherapien. Mit jeweils im 1. Zyklus je Sitzung 7 Medikamenten. Im 2. Zyklus waren es 9. Also doppelte Dosis in der Hälfte der Zeit. Deswegen war ich auch „so schnell“ fertig mit der Chemotherapie. Aber die Ärzte sagten, ich habe nichts zu verlieren. Entweder bringt mich der Krebs oder die Chemo um. Deswegen sollte ich auch unterschreiben, dass ich mir dessen bewusst sein sollte, dass die 1. Chemo mich umbringen kann. Eine Abtrittserklärung sozusagen. Ich schaute mir das Schreiben an. Habe es mir nicht durchgelesen. Ich konnte es nicht, da meine Augen so unter Tränen verlaufen war, und ich so gezittert habe, dass ich selbst bis heute meine eigene Unterschrift nicht entziffern kann, welche ich da hingeschrieben habe.

Wurdest du von ärztlicher Seite gut begleitet oder hättest du dir Dinge anders gewünscht?

Yvette: Abgesehen von meiner Gynäkologin damals, die heute nicht mehr meine Gynäkologin ist, hatte ich das BESTE Ärzte-Team, das ich hätte haben können. So sicher aufgehoben und blind vertrauen würde ich niemals mehr.

Nur von meiner Gynäkologin hatte ich mir mehr erhofft. Ich sollte einmal dort hin, um eine Überweisung zur Chemo abzuholen. Aber anstelle zu sagen: „Frau Breker, es tut mir so leid, alles sprach dagegen“, wurde ich an der Anmeldung von der Helferin abgefertigt. Ich war ihr gar nicht böse. Im Gegenteil, ich komme selbst aus der Medizin. In der Medizin gibt es keine Garantie! Aber es hat mich total enttäuscht! Und sie hat mich gesehen! Sie hatte nur beschämend auf den Boden geschaut, und ist zurück ins Behandlungszimmer!

Was hat dich am meisten beschäftigt in der Zeit, was war deine größte Angst?

Yvette: Die größte Angst war meinen Sohn nicht aufwachsen zu sehen. Dieser Junge war für mich DIE ERFÜLLUNG des Lebens! Ich habe jede Nacht mit ihm im Schaukelstuhl gesessen, ihn gar nicht mehr losgelassen, und immer ins Ohr geflüstert: „Ich werde nicht aufgeben, Mama wird kämpfen, ich lasse dich nicht allein! Ich werde dich zur Schule bringen, deine Freundin kennenlernen und meine Enkelkinder in die Arme nehmen!“

Wer hat dich begleitet in dieser Zeit?

Yvette: Mein Mann! Mein Mann war von Tag 1 da. Hat NIE die Hoffnung aufgegeben. Er sagt bis heute, er hatte es im Gefühl, dass ich es schaffe!  Er hat so eine innere Eingebung für gewisse Dinge, die mir manchmal sogar Angst macht.

Wie ist dein Mann und auch dein Umfeld damit umgegangen?

Yvette: Wie gesagt, mein Mann hat mich trotz der fehlenden Haare, dem vom Kortison aufgequollenen Körper, nie das Gefühl gegeben, „hässlich“ zu sein. Er hat mir das Lebensgefühl gegeben, das ich ohne ihn niemals gehabt hätte!  Bis heute bin ich mir sicher, dass ich ohne ihn den Krebs niemals besiegt hätte!
Einige Freunde sind leider von mir gegangen. Einige kamen wieder. Haben mir gesagt, dass sie nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollten. Andere wiederum „fehlen bis heute“ in meinem Leben. Die Familie meines Mannes war da für den Kleinen. Ohne sie hätte vieles nicht geklappt.

Wie findest du generell, sollte das Umfeld mit betroffenen Menschen umgehen? Das ist ja oft ein ganz schwieriges Thema, man weiß nicht, was man sagen soll, was für denjenigen hilfreich ist und so erleben Betroffene oft, dass sich das Umfeld aus Angst zurückzieht und sie sich obendrein alleingelassen fühlen.

Yvette: Oh ja, das Thema ist sehr speziell und sensibel. Ich kann nur sagen, was ich gerne gefühlt bzw. gespürt hätte. Ich hätte gerne das Gefühl gehabt, „Jeder Tag könnte dein Letzter sein“.
Hoffentlich wird das nicht missverstanden. Die Tage sollen nicht so gestaltet werden, als hättest du täglich Geburtstag. Aber ich hätte es schön gefunden, wenn jemand vielleicht in der ersten Zeit, oder gerade an Tagen, an denen die Chemo ist, für uns gekocht hätte, oder mir vielleicht das Gefühl zu geben, dass man es schafft. Klar haben viele gesagt „Yvette, du schaffst das schon“, aber das war so „pauschal“ irgendwie. Nicht, dass alle in meinem Umfeld so waren. Um Gottes Willen.

Aber auch mein Mann. Niemand hat meinen Mann zur Seite genommen, und gefragt, hör mal wie geht es DIR eigentlich? Selbst sein bester Freund, ist heute nicht mehr sein Freund. Weil er nicht einmal in dieser Zeit da war. Er musste alles allein verarbeiten. Ich kann nicht genau sagen, wie sich das Umfeld um einen „sorgen soll“, aber wichtig ist, nie jemanden allein zu lassen! Oder ehrlich zu sagen „pass auf, ich habe Angst, davor wie du aussehen wirst, dich leiden zu sehen, ich weiß nicht, ob /wie ich dir gegenübertreten soll.“ Darüber zu reden oder so. Eine Lösung zu finden o.ä. Aber nicht einfach „im Stich“ lassen.

Wie alt war dein Sohn zu dem Zeitpunkt? Wie erklärt man einem kleinen Kind, dass die Mama krank ist?

Yvette: Mein Sohn ist am Tag der Chemo 15 Monate alt geworden. So alt wie meine Tochter heute. Damals hat er es nicht verstanden.

Einmal fragte er mich „Mama, wieso hast du nur eine Tittie?“ Da habe ich ihm gesagt, dass die Mama sehr, sehr krank war, und dass die Tittie weggemacht werden musste, sonst wäre die Mama gestorben. Der Arzt und ich haben die Abmachung geschlossen: Ich gebe ihm meine Tittie, dafür bekomme ich dann bald 2 neue. Und weil der kleine Kerl so eine herzliche Seele ist, hat er sich gefreut.
Ja, es gibt Tage, da nimmt er mich einfach so in den Arm, und sagt traurig, manchmal sogar mit Tränen, „Mama, das tut mir so leid, dass du nur noch eine Tittie hast. Aber bald bekommst du wieder eine Neue! “

Hast du irgendetwas Spezielles gemacht, ein Ritual oder Gebet oder ähnliches, das dir geholfen hat, die Krankheit durchzustehen?

Yvette: Nein! Die Ärzte sagten damals zu mir, ich soll froh sein, dass mein Sohn noch so klein und hilflos war. Das hat mir Kraft gegeben, die ich sonst nie aufgebaut hätte. Vergleichbar mit – es gibt Mütter die LKWS anheben konnten, als ihr Kind darunter lag!

Hast du dich in der Zeit auch mit dem Tod auseinandergesetzt, darüber nachgedacht, wie deine Familie leben wird, falls du den Kampf nicht schaffst oder hast du das komplett weggedrängt und dir gesagt, ich kämpfe und ich weigere mich, an den Tod zu denken?

Yvette: So richtig mit dem Tod habe ich mich nicht auseinandergesetzt zu der Zeit. Ich bin irgendwie einfach meinen Weg gegangen. Ohne darüber nachzudenken. Wie bei einer Grippe. Man bekommt sie, weiß aber, nach der Medikamenteneinnahme ist man wieder gesund! Ja, ich weiß, skurril, aber nachdem ich meinem Sohn geschworen hatte zu kämpfen, hatte mich da irgendwas gepackt. Ich konnte mir das irgendwie nicht vorstellen, nicht mehr da zu sein. Das war so weit entfernt, obwohl es so nah war. Ich kann das nicht richtig beschreiben. Ich hatte so ein Heidenangst zu sterben, hatte aber nicht das Gefühl, „dass es soweit ist“!

Ab wann war klar, dass sich eine Brust nicht mehr erhalten lässt?

Yvette: Seit dem Termin im Brustzentrum, also seit der Diagnose.

Nun sind die Brüste eben Symbol für Weiblichkeit und Sex-Appeal. Du bist eine sehr gut aussehende Frau und sicher hat dich neben dem medizinischen Thema auch das Thema Weiblichkeit beschäftigt?

Yvette: Erstmal danke für so ein liebes Kompliment! Und ja, das stimmt: Brüste sind irgendwo ein Teil von Weiblichkeit. Aber nicht nur. Durch Gespräche vor und nach der Diagnose habe ich mir sagen lassen, dass viele Männer lieber einen schönen Hintern bevorzugen! Dass das A und O der Hintern ist. Dicht gefolgt von schönen Beinen und Füßen, von einem ästhetischen Rücken, schönen Zähnen und Haare, und eigentlich erst an letzter Stelle die Brüste. Kurios!
Wobei „wir Frauen“ immer denken, dass die Brüste das A und O sind. Somit denken eigentlich nur wir Frauen, dass Brüste die Weiblichkeit einer Frau ausstrahlen. Klar gibt es Einzelfälle, aber die Mehrzahl denkt wohl so, wie ich es beschrieben habe. ️

War es ein Thema, die Brust wieder aufbauen zu lassen?

Yvette: Immer! Sogar bis heute. Ich schau in den Spiegel und sehe eine halbe Yvette. Auch, wenn es irgendwie „ich“ bin. Aber mir persönlich fehlt etwas. Ich fühle mich nicht zu 100% vollständig.
Jedoch möchte ich, dass die andere Seite mit operiert wird. Das ist ein Thema, das mich in den Burn-Out getrieben hat. Und es ist ein sehr sensibles Thema für mich, das immer viel Angst auslöst.

Die Krankenkasse sieht keine Notwendigkeit die „gesunde Brust“ mit zu operieren, da mein Krebs weder hormonell bedingt noch genetisch gewachsen ist. Er war lediglich eine schlechte Laune von Mutter Natur!
Die Behandlung beträgt zwischen 10.000-13.000 €, die wir leider nicht haben. Schon gar nicht damals, als wir unterm Existenzminimum leben mussten.

Da muss ich sagen fehlt in Gesetz. Es gibt eine riiiiiiiesen Lücke für Mütter, die während der Elternzeit erkranken! Das ist ein Thema, wofür ich mich persönlich gerne einsetzen würde. Jedoch fehlen mir da die nötigen Kontakte.

Aber um auf das Thema zurück zu kommen. So lange ich das Geld nicht habe, möchte ich die Brust so lassen, wie sie ist. Statistisch gesehen sagt man, erkrankt die linke Brust (sie ist wohl die, die öfter erkrankt, anstelle der Rechten), erkrankt auch die andere im Laufe der Zeit! Aber dennoch sagt die Krankenkasse „erkranken sie erstmal, noch sind sie gesund“. Ein Thema, das mich tagtäglich begleitet!!! Aber wenn ich die Linke aufbauen lasse, möchte ich auch die Rechte aufbauen lassen.
An erster Stelle komme ich viel mehr damit klar, keine Brust zu haben, als eine tickende Zeitbombe. Die Brust ist für mich eine Art Fremdkörper. Das waren sie beide seit der Diagnose. Deswegen war es auch kein Problem, als man mir sagte, sie muss entfernt werden.
Und weil es auch ein ästhetischer Aspekt ist. Klar, so wie vorher wird sie nie aussehen, aber wenn man einmal „modelliert“, schafft man es besser als in 2 Sitzungen. Und die andere Sache ist, dass ich eine Riesenangst vor Vollnarkosen habe.

Wie hast du dich an das Thema für dich selbst herangetastet, als du nur noch eine Brust hattest? War das von Anfang an ein Beschluss „das ist ebenso und ich sehe trotzdem gut aus“ oder eher ein längerer Weg oder hast du auch heute noch manchmal Zweifel?

Yvette: Wie ich schon gesagt habe: von Anfang an. Es war nicht einmal ein Thema, diese Brust zu verlieren. Jedoch hat man so ein „Urinstinkt“, wenn man nach „den Brüsten greift“.
Wenn ich mit meinem Mann intim werde, gibt es immer wenigstens einen Moment, wo ich mich schäme. Mich nicht fallen lassen kann. Auch wenn ich weiss, dass meinen Mann das zu 100% nicht stört. Aber mich!

Denn ich vermisse es sexy Dessous zu tragen. Oder Unterwäsche. Ich habe die Auswahl nur an so medizinischen Omma-BH‘s ohne Spitze. Nur mit breiten Trägern. Oder die Kleidung. Keine schulterfreien Oberteile. Oder rückenfrei. Also, das ist tatsächlich etwas, was mich richtig traurig macht. Nur eine Brust zu haben. Aber nur weil ich mir diesbezüglich selbst im Weg stehe. Obwohl ich daran nicht „zugrunde gehen” sollte. Da ich die Chance auf ein 2. Leben erhalten habe.

Und dennoch ist die Angst, erneut zu erkranken auf der anderen Seite, größer, als die Brust aufbauen zu lassen links. Aber leider fehlt hierfür das nötige Kleingeld.

Wie ist dein Mann damit umgegangen? Konnte er dir auf diesem Weg helfen und dich in deiner Weiblichkeit und Schönheit bestätigen?

Yvette: Mein Mann hat mir immer das Gefühl gegeben besonders zu sein, vom 1. Tag an. Nie hatte ich das Gefühl, ihm nicht zu gefallen. Ganz im Gegenteil. Er war sogar der Grund, der mitgeholfen hat, dass andere nie geglaubt haben, dass ich krank sei, weil man es mir nie angesehen hat, wenn man es nicht gewusst hat. Er gab mir Hairstyling Tipps (danach), eine Perücke hatte ich nie auf, die war mir sehr befremdlich. Entweder gab es eine Beenie-Mütze oder „die nackte Tatsache“. Er suchte im Internet nach Schminktipps, und hat auch so mir „Tipps“ gegeben. Ich verdanke ihm sooo viel. Vielleicht sogar Alles! Nein, ich verdanke ihm Alles!!! Ich bin mir sicher, dass ich den Weg NIEMALS ohne ihn geschafft hätte!

Es ist großartig, dass du dich für dieses Thema einsetzt und mit den Bildern auch etwas zeigst, was man viel zu selten sieht, weil es offensichtlich schambesetzt ist: Frauen mit nur einer oder gar keiner Brust. Und was wir dabei festgestellt haben: es nimmt dem Thema nicht seinen Schrecken, was die Krankheit betrifft, aber definitiv was die Weiblichkeit betrifft! Wer deine Bilder sieht, sieht auch, dass dir dadurch nichts von deiner Schönheit genommen wurde. Und das ist eine wahnsinnig starke Message für viele Frauen. Wie konntest du selbst dieses Selbstbewusstsein entwickeln zu sagen, ich zeige das, das ist ein Teil von mir und ich sehe trotzdem gut aus?

Yvette: Wie gesagt mein Mann gibt mir in solchen Situationen die nötige Erdung. Und zeigt mir tagtäglich das ich mehr als weiblich bin. Das bin ich, die sich im Wege steht.

Und Wow. Ich weiß grad gar nicht was ich sagen soll. Denn eigentlich fühle ich mich gar nicht so stark, wie ich vielleicht rüberkomme. Aber ich kann nichts für die Situation, in der ich mich befinde. Ich kann nix dafür. Denn ich bin nicht alkoholisiert mit dem Auto gefahren und habe einen Unfall gebaut oder so. Sondern ich bin erkrankt, weil die Natur es so wollte. Wieso sollte ich mich dafür schämen.

Als ich erkrankt bin, hatte ich danach das Gefühl, als würde eine Epidemie ausbrechen. Man sagt ja, wenn du schwanger bist, sind alle um dich herum schwanger, weil man einfach die Kontakte dazu knüpft. Man meint einfach nur „jeder ist gefühlt schwanger“. So sagten auch viele, wäre das mit dem Krebs. Aber nein. Es ist tatsächlich so, dass die Krankheit wie ein Lauffeuer ausbricht. So viele wie jetzt, sind in den letzten Jahren nicht erkrankt oder sogar daran gestorben! Und ich habe einfach das Bedürfnis anderen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Mit Dingen, die mir vieles vereinfacht hätten, wenn ich es vorher gewusst hätte.
Frauen, und auch den Angehörigen Mut zu machen, dass Krebs zwar scheiße ist, aber nicht zwangsläufig unheilbar. In der Medizin gibt es keine Garantie, daher gibt es immer Chance auf Heilung und auch Wunder. Man muss nicht immer sofort Krebs mit dem Tod assoziieren! Es gibt nichts Wichtigeres als seine Erfahrungen an Behandlungsmethoden mit anderen „Gleichgesinnten“ zu teilen. Man muss zwar differenzieren, da jeder Krebs einzigartig ist und man den einen nie mit einem anderen vergleichen kann. Jedoch ist es wichtig zu wissen, was einem währenddessen und auch danach zusteht. Kein Arzt erzählt freiwillig, was einem zusteht! Und auch keine Krankenkasse! Traurig zu lesen, aber das ist die Realität! Jeder möchte sparen!

Du bist nachdem du deine Krankheit überstanden hast, nochmals schwanger geworden mit einer bezaubernden Tochter. Das ist wirklich ein Geschenk, denn häufig wird durch die Krebsbehandlung die Fruchtbarkeit beeinflusst. Wie war das für dich?

Yvette: Bei mir war es nicht anders. Auch mir wurde erzählt, dass ich kein 2. Kind bekommen werde. Mein Körper ist in den Wechseljahren. Auch meine Periode blieb aus. In mir breitete sich eine Sehnsucht aus, die ich nicht beschreiben kann. Eizellen einfrieren wollten wir nicht. Aber die Möglichkeit auf ein weiteres Kind hat man uns abgetan! Ich bin innerlich echt daran zu Grunde gegangen. Da ich selbst als Einzelkind aufgewachsen bin. Ebenso mein Mann. Ich bin ein absoluter Familienmensch. Es hat immer was „gefehlt“. Aber vielleicht war es die Belohnung für die schwere Zeit. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich gar nicht beschreiben kann, wie viel mir das bedeutet, was mir mein Mann geschenkt hat.

Hattest du während der Schwangerschaft Ängste, dass der Krebs zurückkehrt?

Yvette: Während der Schwangerschaft nicht. Ich hatte eher Ängste, dass mein Kind nicht gesund zur Welt kommt. Da ich davor gewisse Medikamente genommen hatte, die ich während der ersten Wochen ausschleichen lassen musste. Ebenso im Großen und Ganzen hatte ich Ängste, dass die Chemo das Wachstum und anderes, wie die Gesundheit, beeinflussen würde. Ich konnte mich eigentlich nie richtig freuen in der Schwangerschaft. Weder diesbezüglich noch generell. Denn mir war die gesamte Schwangerschaft extrem übel und ich musste dauerhaft brechen.

Du stillst deine Tochter noch, was generell großartig ist, aber mit nur einer Brust natürlich noch bemerkenswerter. War das für dich in irgendeiner Weise problematischer als bei deinem Sohn, als du noch beide Brüste hattest?

Yvette: Du wirst lachen: Meine Tochter ist ein Stillkind durch und durch. Sie verweigert sogar jegliche Art von Beruhigung, die einem jetzt einfallen würde. Sie hasst PRE Milch, Kuhmilch oder jede andere Form von Milch. Sie nimmt keinen Schnuller und auch kein Kuscheltuch. Im Januar 2019 bin ich schwer gestürzt und hatte eine Humeruskopf-Fraktur. War sehr kompliziert gebrochen. Es sollte eine OP von einer 1/2 Stunde werden. Jedoch stellte sich heraus, dass es komplizierter gebrochen war als gedacht, und ich war 5 Std. im OP. Sie hat aber lieber 11 Stunden gehungert, als auf „ihre“ Brust zu verzichten. Demnach durfte ich nach der OP 2x abpumpen, und gegen 20:30 wieder stillen, und lag 4 Tage mit ihr zusammen auf Station.

Hast du dich durch die Krankheit als Mensch verändert? Bist du vielleicht ängstlicher geworden oder im Gegenteil viel mutiger oder auch gleichgültiger anderen Dingen gegenüber?

Yvette: Ich bin tatsächlich anders geworden. Ich bin viel tiefgründiger geworden. Ich sehe alles nicht mehr als Selbstverständlichkeit. Und andere Dinge, worüber sich Leute „aufregen“, muss ich oft belächeln. Ich war schon immer ein sehr herzlicher Mensch. Aber heute noch intensiver! Ich streite mich auch nicht mehr mit Menschen. Es gibt sogar Momente, da gebe ich der Person recht, wenn ich merke, dass es anders nicht geht, nur damit sie zum Seelenfrieden kommt.

Beschäftigt dich das Thema Krebs noch, hast du Ängste? Wie gehst du damit um, diese nicht aufkommen und zu dominant werden zu lassen?

Yvette: Ich habe große Angst! Angst, dass die andere Brust auch erkrankt. Gerade jetzt wo, man eigentlich ein Déjà-vu erlebt, mit dem Kind. Und sobald ich mich krank oder schlecht fühle, packt mich wieder die Angst. Gerade in der Winterzeit ist es extrem schlimm. Noch heute habe ich Knochenschmerzen. Noch heute fühle ich mich nicht fit. Mein Akku ist immer noch auf Sparflamme. Das Leben, das ich vorher geführt habe, davon bin ich noch Dimensionen von entfernt. Es ist hart, mit sich selbst im Konflikt zu stehen, aber man hat eine Fürsorgepflicht für 2 Kinder, Mann und Haushalt! Es gibt Tage da vergrabe ich mich richtig, weine, und dann strahlt die Sonne wieder. Ich denke, so lange die wichtige OP für mich nicht abgeschlossen ist, werde ich damit immer zu kämpfen habe.

Was würdest du Frauen in einer ähnlichen Situation mit auf den Weg geben?

Yvette: Ich würde Frauen gerne auf den Weg geben, dass sie sich einmal im Monat selbst abtasten. Immer nach der Periode, da die Brust da am Weichsten ist. Dass sie darauf bestehen, richtig durchgecheckt zu werden, wenn ihr Körper ein Warnsignal gibt. Manchmal hat man dieses Gefühl, welches auch richtig ist! Man ist nie zu jung, um an Krebs zu erkranken. Auch ich war unter 30!

Aber viel wichtiger, niemals, nie aufhören, an sich zu glauben! Nie an sich zweifeln! Nie den Mut aufgeben zu kämpfen! Egal wie aussichtslos alles erscheint!

Liebe Yvette, vielen Dank für deinen Mut, deinen Kampfgeist, deine Stärke und deine Weiblichkeit. Du inspirierst uns! Und wir hoffen, dass wir dadurch vielen Frauen in einer ähnlichen Situation Mut und Kraft schenken können.

Mehr Informationen zu Avons Engagement im Kampf gegen Brustkrebs findet ihr hier.


3 Kommentare zu “Hör nie auf zu kämpfen – Yvette HER STORY

  1. Ich habe die Diagnose Brustkrebs mit 27 bekommen. Im Jahr 2010. Gottseidank sehr früh erkannt. Allerdings ist seit der Bestrahlung eine Brust kaputt (Kapselfibrose). Ich hatte im Dezember 2009 eine Brustvergrößerung. Die Implantate haben sehr wahrscheinlich den eh schon da gewesenen Knoten nach aussen geschoben. Ich habe mich bis jetzt noch nicht mit der Krankenkasse auseinander gesetzt befürchte aber dass ich da auf wenig Verständnis stoße. Ich finde die betroffenen Frauen sollte da mehr auf Gehör stoßen. Wir haben uns die Krankheit nicht ausgesucht oder selbst zugefügt und müssen mit den Folgen jetzt leben. Ich bin zwar dankbar, dass für mich durch die Ärzte so viel getan wurde aber die Brust ist nun mal die WEIBLICHKEIT. Und wenn diese nicht da ist oder zum Teil ist es schwer. Schwer auch um komplett mit der Erkrankung abzuschließen.

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