Ich lebe, wie ich will – Amna HER STORY

Amna ist eine junge Bloggerin und sie erzählt uns in der HER STORY Kampagne, was persönliche Freiheit für sie bedeutet. Auf den Bildern sieht man sie mit traditionellem Kopfschmuck und einer lässigen, modernen Lederjacke - sinnbildlich für ihr Leben: eine Kombination aus Tradition und Freiheit. Sie liebt beides!

Liebe Amna, wo bist du geboren und wie bist du aufgewachsen?

Amna: Ich bin in England geboren und kam mit 3 Jahren nach Pakistan. Das gesellschaftliche Ideal und Ziel für ein Mädchen dort ist zu heiraten, Kinder (vorzugsweise Söhne) zu gebären und eine Hausfrau zu sein. Ich hingegen konnte durch die Unterstützung meiner Eltern einen Abschluss als Mechatronikerin an einer renommierten Universität erwerben. Ich werde meinen Eltern immer dankbar sein, dass sie mir die bestmögliche Ausbildung ermöglicht haben, obwohl die Gesellschaft sich weigert, dies zu tun.

Wie hast du den Alltag in deiner Kindheit und Jugend erlebt? Wie sollten Frauen sich verhalten, was durften sie tun und was nicht?

Amna: Das Leben in Pakistan ist für Frauen nicht einfach. Wir Mädchen durften nicht in Parks oder auf den Spielplatz gehen, das war verpönt. Wir durften keinen Sportarten für Jungen wie Fußball oder Kricket nachgehen. Im Alltag sind wir also einfach zur Schule gegangen und anschließend Zuhause geblieben. Am Wochenende haben wir mit den Eltern Einkaufszentren oder Restaurants besucht. Mädchen wird von Anfang an gesagt, dass sie nicht rennen, keinen Sport treiben und nicht laut lachen können. Wenn eine Frau sexuell belästigt wird, ist es ihre Schuld. Vielleicht hat sie nicht die richtigen Klamotten getragen oder sie war zu freundlich Männern gegenüber. Frauen sind nicht erwachsen oder reif genug, um alleine irgendwo hinzugehen. Aber sie sind erwachsen genug, um zu heiraten und Kinder im ersten Jahr der Ehe zu bekommen. Frauen wird gesagt, dass sie sofort Kinder haben sollen, sonst gibt es keine Beziehung zwischen ihnen und ihren Männern. Sie sollten mindestens einen gesunden Jungen zur Welt bringen. Es gibt kein besseres Beispiel dafür als den Angriff auf Malala Yousafzai, der sie fast getötet hätte. Ihr Verbrechen: In der Öffentlichkeit über die Bedeutung der Bildung von Mädchen zu sprechen.

Welche der Einschränkungen, denen du als Mädchen ausgesetzt warst, waren für dich die schwierigsten?

Amna: Nicht in der Lage zu sein, irgendeinen Sport zu treiben. Es war fast unmöglich mit meinen Freunden auszugehen, egal in welchem Alter. Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass das nicht sicher ist. Meine Eltern hatten Recht, es war definitiv nicht sicher für Frauen in meinem Heimatland. Ihr Hauptanliegen war, dass ich nicht ohne Begleitung nach draußen gehen sollte. Ich hatte Glück, Eltern zu haben, die volles Vertrauen in meine Fähigkeiten und Entscheidungen haben. Sie sind aufgeschlossen und mochten die meisten Dinge nicht, die diese Gesellschaft von Frauen erwartet.

Wie bist du nach Deutschland gekommen und warum wolltest du genau in dieses Land kommen?

Amna: Mein Mann promovierte hier und als wir heirateten, sind wir hergezogen. Wir haben uns entschieden, hier zu leben, weil es friedlich ist. In Deutschland praktizieren Regierung und Gesellschaft keine moralische Kontrolle an Frauen bei Themen wie Kleidung, Partner oder Berufswahl. Kurz gesagt, niemand mischt sich in dein Leben ein.

Ich lebe, wie ich will - Bloggerin Amna über Freiheit

Wie hast du deinen Mann kennengelernt und was hat er für eine Meinung darüber, wie eine Frau sein sollte?

Amna: Mein Vater und der Vater meines Mannes sind Freunde aus der Kindheit. Sie haben beschlossen, dass wir uns treffen und wenn wir uns mögen, heiraten sollten. Mein Mann glaubt, dass jeder Mensch, egal welchen Geschlechts, die Möglichkeit haben muss, das Leben für sich selbst zu wählen. Gesellschaft oder Regierung dürfen nicht über Lebensentscheidungen wie Heirat oder Karriere für einen Menschen entscheiden. Frauen müssen das Recht haben den Wind der Freiheit zu atmen, Entscheidungen im Leben zu treffen und aus diesen zu lernen, unabhängig davon, ob die Entscheidungen richtig oder falsch waren.

Was genau bedeutet Freiheit für dich und wann fühlst du sie besonders?

Amna: Freiheit bedeutet für mich gar nichts Großes. Solange die Gesellschaft und die Familie sich nicht in meine Lebensentscheidungen, meiner Kleiderwahl oder meine Karriereplanung einmischt, fühle ich mich frei.

Bist du heute noch in Kontakt mit deinen Jugend-Freunden oder besuchst deine Familie dort? Und gibt es dabei etwas zu beachten?

Amna: Ja, ich besuche meine Familie und Verwandte und ich bin noch in Kontakt mit meinen alten Freunden. Freundschaften sind für das Leben. Doch bis auf ein paar enge Freunde weiß nicht jeder, was ich tue oder wie mein Lebensstil hier ist und ich achte auch darauf, dort eher zurückhaltend gekleidet zu sein.

Was genau genießt du an deinem Leben hier, was in deiner alten Heimat nie möglich gewesen wäre? Was gibst du davon an deine kleine Tochter weiter?

Amna: Ich betreibe hier einen Beauty-Blog. In Pakistan wäre das sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Zweitens kann ich Sport treiben, ins Stadtzentrum und zurück laufen, auch wenn es abends etwas spät ist, ganz allein. Ich lasse meine Tochter sein, was immer sie sein will und unterstütze sie bei allen Entscheidungen. Sie hat alle Chancen, ein Privileg, das ich als Kind nicht hatte. Ich möchte, dass sie stark und unabhängig ist.

Wie ist es dazu gekommen, dass du deinen eigenen Beauty-Blog gestartet hast?

Amna: Wie viele andere Mädchen wollte ich schon immer etwas mit Mode und Beauty machen. Dies wird in Pakistan nicht anerkannt und gilt nicht als eine respektable Karriere. Nachdem ich hierher gekommen bin und viele Blogs und Vlogger gesehen habe, dachte ich, ist jetzt meine Chance, mich auszudrücken. Zunächst war diese Welt des Bloggens und des digitalen Marketings neu für mich. Aber jetzt fühle ich mich sehr wohl darin.

Letzte Frage: wenn es eine Vision dafür gäbe, wie Frauen in dieser Welt leben sollen, was wäre dann deine?

Amna: Ich glaube ernsthaft, dass diese Welt den Frauen den gleichen Respekt entgegenbringen muss. Das ist die Grundvoraussetzung. Bis heute wird unsere Arbeit, unsere Karriere nicht gleichermaßen respektiert. Wir werden in fast jedem Land für den gleichen Job unterbezahlt, die Menschen glauben immer noch, dass Frauen nicht die richtige Wahl für eine Führungsposition sind. Meine Vision ist, dass alle Menschen alles teilen, sei es Verantwortung oder Schuld gleichermaßen.

Vielen Dank dafür, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast und damit auch andere Frauen inspirierst!

Ab dem 6. Februar findet ihr jeden Donnerstag um 12 Uhr eine neue inspirirerende und berührende Geschichte hier auf dem Blog.


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