Gebärdensprache ist meine Muttersprache – Simone N.

Gebärdensprache ist meine Muttersprache Simone N Avon Sales Leader
Meine Geschichte zählt! Simone N. leitet ein Team gehörloser Avon Beauty-Berater*innen und gibt Einblicke in ihren Arbeitsalltag und zu ihrer ganz persönlichen Geschichte. Wir haben Simone N. im Rahmen der Kampagne "Meine Geschichte zählt" interviewt.

Auch deine Geschichte zählt! #DasBinIch

Simone leitet eine Gruppe gehörloser Beauty-Berater*innen. Sie selbst ist schwerhörig und ihre Muttersprache ist die Gebärdensprache.Möchtest auch du deine Geschichte teilen und anderen Mut machen? Egal, was du zu sagen hast: Deine Geschichte zählt! Avon möchte die größte Online-Galerie mit Geschichten von Frauen schaffen, damit diese in der Öffentlichkeit sichtbarer werden. Alle Frauen und auch Männer, die ihren Beitrag für mehr Gleichberechtigung leisten wollen, können online ihre Geschichte hochladen und so Teil der Bewegung werden. Für jede Story spendet Avon für einen wohltätigen Zweck. Wie einfach du mitmachen kannst, erfährst du in diesem Artikel. Unterstütze mehr Frauen-Power in der Öffentlichkeit!

Liebe Simone, wie lange bist du schon Avon Sales Leader und wie kam es dazu?

Simone: Ich bin seit Mai 2019 Sales Leader, davor war ich als Beraterin tätig und da es ganz gut lief, hat meine Sales Leader mich dazu motiviert, doch selber diesen Schritt zu wagen.

Welches ist dein absolutes Lieblingsprodukt von Avon?

Simone: Ich habe immer wieder Lieblingsprodukte, aber momentan finde ich die Mascara „Unlimited“ total klasse. Zudem nutze ich sehr gerne die „Loss Control“-Serie für meine Haare.

Was gefällt dir an Avon am meisten?

Simone: Ich habe das Glück, einen tollen Sales Coach und eine tolle Sales Leader zu haben und mit ihnen arbeiten zu dürfen. Zudem ist es wahnsinnig einfach, von zu Hause aus für Avon zu arbeiten. Ich genieße die Flexibilität als Mama von drei Kindern und natürlich, dass ich neue Produkte früher testen darf, als die Kund*innen. Motivierend sind auch die Geschenke, die ich als Beraterin von Avon erhalte.

Sehr häufig kommt es vor, dass der Begriff „taubstumm“ anstelle von „gehörlos“ oder “taub“ verwendet wird. Findest du das problematisch und wenn ja, warum?

Simone: Ja, das ist tatsächlich ein Problem, welches leider noch nicht im größten Teil der Gesellschaft angekommen ist. Das Wort „taubstumm“ wird von Gehörlosen als diskriminierend empfunden. Gehörlose drücken sich nicht nur in Gebärdensprache aus, sondern auch durch Mundbewegungen und mit ihrer Stimme. Diese ist zwar anders als die der Hörenden, aber vorhanden. Deshalb sind sie „nur“ taub und nicht stumm.

Bist du selbst gehörlos?

Simone: Nein, ich bin schwerhörig. Ich trage auf beiden Seiten Hörgeräte und komme damit gut klar. Ich kann mich mit ihnen problemlos verständigen. Wenn ich sie herausnehme, zum Beispiel zum Schlafen oder Duschen, höre ich nichts. Das empfinde ich als großen Vorteil.

Was bedeutet „Gehörlosigkeit“ für dich?

Simone: Viele verbinden mit diesem Wort etwas Negatives. Ich persönlich finde es gar nicht so schlimm und ich kenne es ja auch nicht anders. Gehörlose haben eine eigene Kultur, eine eigene Sprache und durchaus auch viele Vorteile. Man kann sich in extrem lauter Umgebung problemlos unterhalten und wird beim Schlafen nicht durch störende Geräusche geweckt. Leider gibt es auch viele Barrieren, zum Beispiel der Mangel an Dolmetschern bzw. die Übernahme der Kosten. Da sind wir in Deutschland sehr weit hinten.

Wann, wie und wieso hast du die Gebärdensprache gelernt?

Simone: Da meine Eltern gehörlos sind, bin ich damit aufgewachsen. Das ist meine Muttersprache.

Du leitest eine Gruppe gehörloser Berater*innen. Wie funktioniert die Kommunikation in deinem Team?

Simone: Wir kommunizieren viel über WhatsApp, sowohl schriftlich, als auch mit Videos. Natürlich machen wir  auch Videocalls. Ein großer Unterschied besteht hier nicht zu hörenden Berater*innen.

Ist der Zusammenhalt/die Community in deinem Team eine andere, als bei anderen Berater*innen-Gruppen?

Simone: Ich denke mal, der Zusammenhalt einer Gruppe ist nicht abhängig davon, ob jemand ein Handicap hat. Viel eher geht es darum, dass man sich regelmäßig austauscht und gegenseitig unterstützt. Dadurch entsteht dann auch ein schönes Miteinander.

Gibt es größere Herausforderungen und wie gehst du diese an?

Simone: Meine größte Herausforderung im Moment ist, zusammen mit meinem Sales Coach herauszufinden, wie wir die Schulungen und Meetings an die gehörlosen Berater*innen bekommen. Es ist nicht möglich, einfach mal einen Termin zu setzen, an dem alle teilnehmen und zuhören. Das muss organisiert sein mit jemandem, der das Ganze verständlich dolmetscht und auf die Fragen eingehen kann, womit natürlich mehr Zeit verbunden ist.

Wie groß ist dein Team?

Simone: Ich habe im Moment 16 Personen in meinem Team und hoffe sehr, dass noch mehr Hörgeschädigte den Mut finden, bei Avon einzusteigen. Deshalb wünsche ich mir, dass wir einen guten Weg für Schulungen finden.

Bedienen die gehörlosen Berater*innen gehörlose Kund*innen oder gibt es da einen Mix?

Simone: Hier ist ein Mix vorhanden. Einige bedienen Familien- und Freundeskreis, bei anderen kommen Arbeitskollegen dazu und andere wiederum arbeiten mit Social Media.

Präsentieren sie die Produkte anders?

Simone: Als Hörender kannst du die Produkte filmen und im Hintergrund sprechen. Das geht in diesem Fall natürlich nicht. Deshalb wird das Produkt gezeigt und darüber in Gebärdensprache erzählt. Bei Fotos gibt es jedoch keinen Unterschied. Höchstens, dass es ein separates Video zum gezeigten Produkt gibt. Gehörlose bevorzugen das Gebärden, geschrieben wird nicht so viel.

Arbeitet dein Team viel online?

Simone: Auch hier gibt es eine gute Mischung. Wenn es darum geht, dass wir miteinander kommunizieren oder uns im Social Media verlinken, dann schon. Ansonsten wird auch viel persönlich im Umfeld gemacht.

Wie suchen sie Kund*innen? 

Simone: Hier wird genauso verkauft, wie es Hörende auch tun. So, wie es ihnen gefällt. Meistens wird natürlich das Umfeld angesprochen – Familie, Freunde, Kollegen. Völlig egal, ob gehörlos oder nicht.

Kannst du ein paar Einblicke in die Welt gehörloser Menschen geben? Welche Anforderungen oder Anstrengungen muss hier geleistet werden?

Simone: Wie oben schon erzählt, gibt es viele Barrieren. Gehörlose haben stark damit zu kämpfen, dass oft ein Dolmetscher benötigt und nicht bezahlt wird. Ein einfaches Beispiel: Wer zum Arzt geht, hat natürlich auch das Recht, genau über seine Gesundheit informiert zu werden. Es gibt Gehörlose, die können sehr gut von den Lippen lesen und verstehen oft auch, was andere Menschen sagen. Geht es aber um eine wichtige Untersuchung oder Diagnose, macht es Sinn, einen Dolmetscher mitzunehmen. Dieser muss allerdings selbst bezahlt werden. Das ist sehr unfair und leider politisch nicht geregelt. Jetzt in der Corona-Zeit kommt natürlich noch dazu, dass eine Maskenpflicht besteht  und das Lippenlesen nicht mehr möglich ist. Menschen wollen und dürfen ihre Masken nicht abnehmen und eine Kommunikation ist unmöglich. Ironischerweise sind Gehörlose von der Maskenpflicht befreit, was ihnen ja so gar nichts bringt.

Nimmst du Alltagsdiskriminierung wahr? Und wenn ja, welche sind das?

Simone: Heutzutage nicht mehr, aber in der Schulzeit oft.

Wie schätzt du das Verständnis anderer Menschen gegenüber gehörlosen Personen ein?

Simone: Ich glaube, dass diejenigen, die noch nie mit gehörlosen Menschen zu tun hatten, eine ganz andere Vorstellung haben. Ich glaube, dass sie es schwierig finden und sich nicht trauen, mit ihnen zu sprechen. Das führt wiederum dazu, dass sie weiterhin von „Taubstummen“ sprechen. Dabei ist es so einfach, mit ihnen zu kommunizieren. Entweder mit Händen und Füßen oder durch Aufschreiben. Das wichtigste ist, deutlich zu sprechen. Nicht laut!

Ist, deiner Meinung nach, die Inklusion gehörloser Menschen im Alltag überhaupt möglich?

Simone: Natürlich ist das möglich. Ich finde es schade, dass sich Gehörlose immer anpassen müssen. Es wäre so einfach, wenn Hörende ihnen etwas entgegenkommen und sich ein bisschen Mühe geben. Sei es, indem sie einfach langsam und deutlich sprechen oder ein paar Begriffe der Gebärdensprache lernen. Das ist gar nicht so schwer.

Was wünschst du dir von der Gesellschaft?

Simone: Dass Vorurteile abgelegt werden und man sich einfach etwas um ein besseres Miteinander bemüht. Egal, ob es um Gehörlose, Menschen mit Migrationshintergrund oder anderer Altersklassen geht.

Wenn jemand mehr zum Thema Gehörlosigkeit und über die Gebärdensprache erfahren möchte, wo sollte man sich informieren (gibt es eine Anlaufstelle)?

Simone: In jedem Bundesland gibt es Landesverbände von Gehörlosen, in vielen Städten gibt es Gehörlosenvereine und Sportvereine. Im Internet findet man sie am Schnellsten. Wer Lust hat, die Gebärdensprache zu lernen, der kann bei der Volkshochschule seiner Stadt nachschauen, ob ein Kurs angeboten wird. Wichtig ist aber auch der Kontakt zu Hörgeschädigten, denn da lernt man neben der Gebärdensprache auch die Kultur kennen. Gerne kann man auch mich anschreiben, wenn es Fragen gibt.

Danke für deine Zeit und das tolle Interview, liebe Simone!

Alle Avon Beauty-Berater*innen bekommen ab dem 22. Februar die Möglichkeit über die AvonOn App teilzunehmen. Dann gibt es auch ein Incentive für alle Berater*innen.


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